Freitag, 22. März 2013

Riegelverkostung - Draumur

Was steht drauf: "Freyju Lakkris" (ist das isländisch für "Lakritz"? Man weiß es nicht...)

Hüftgoldfaktor: Ist dem Isländer egal...

Erster Eindruck: "Oldschool as fuck", wie neusprechaffine Heranwachsende angesichts der etwas altbacken wirkenden Verpackung vermutlich sich zu formulieren veranlasst sähen, welche zwischen schwarz-weiß quergestreiften Enden mit an Grundschulrechenpapier erinnerenden Karos gemustert ist, worauf  in dunkelbraun der Riegelname hellbraun umrandet präsentiert wird. Das Gesamtriegelpaket selbst ist flach und ungewöhnlich lang.
Ungewöhnliches erwartet den Naschbereiten aber auch beim Anblick des nackten Riegels: dieser ist schokoladenumhüllt und wölbt sich zur Mitte hin leicht auf, der Querschnitt ähnelt also einem rücklings daliegenden, nicht gar zu wamperten "D". Die Oberflächenstruktur ist dabei jedoch keineswegs glatt oder mit den üblichen Wellen, Graten oder Finnen verziert, sondern sieht so aus, wie eine umgebogene Tafelschokolade, also mit regelmäßig durch orthogonale Rippengitter abgegrenzten, äquiareal-rechteckigen, bas-reliefmäßig erhabenen Schokoladeninseln. Und mitten auf der ansonsten glatten Oberfläche der obersten Inseln findet sich eingraviert...... eine Katze mit erhobenem Schwanz.

Mundhaptik: Beim ersten Anbiß dachte ich sofort an Trauben-Nuss-Schokolade, bei der nach dem Durchknacken der Hüllschokolade die Zähne oft ganz typisch in die nachgebende Weiche ehemals Trauben gewesener, rosinesker Fruchtkörper dringen. Diese kurze haptische Remineszenz wird aber schlagartig dadurch aus der Welt geschafft, daß es sich beim unter der Oberfläche verborgenen Weichlaib von Draumur (so könnte ggf. ein feister, zwergischer Gemmenschneider bei Tolkien heißen) keinesfalls um Obstreste sondern tatsächlich (s.o.) um eine, der Länge nach in die Schoko-Lade des Riegels gebettete sechseckige Lakritzstange handelt. Genaugenommen zwei davon, die nebeneinander liegen und durch eine fragile Brücke verbunden sind. Das ist im Querbiss ausgezeichnet zu erkennen: wie zwei überraschte, bebraute Augen starren einem die Hohlräume der beiden lakritznen Hexagone aus der angeschmiegten Enge ihres Schokotunnels entgegen.
Das ganze kaut sich exakt so, wie ein Stück Schokolade zuammen mit einem Stück weichen Lakritzes. Aufgrund der stark verschiedenen Härtegrade nicht ganz schlüssig und eine Winzigkeit verstörend.

Geschmack:  Draumur, wer hätte es gedacht, schmeckt exakt so, wie ein Stück Schokolade zuammen mit einem Stück weichen Lakritzes und das ist bestimmt nicht jedesessers Sache. Selbst kosmopolitische Süßesser wie der Vater dieser Zeilen, der mit Vergnügen sowohl Schokolade als auch Weichlakritz zu vernaschen zuzugeben sich nicht scheut, könnten von der erzwungenen Simultanität der beiden keineswegs besonders gut korrespondierenden Geschmäcker überfordet sein. Das ist eigentlich schade, da sowohl die Schokolade als auch das Lakritz aus Draumur, die ich zu Testzwecken mechanisch voneinander getrennt habe, für sich genommen recht schmackhaft sind. Die dringende Empfehlung an Draumurfabrikanten, insbesondere, falls diese sich wundern, daß dieser Riegel immer noch keinen Siegeszug durch die Münder Europas angetreten hat, muß also lauten, die Schoko- und Lakritzphasen zu trennen, um somit einen sequentiellen und damit massenkompatibleren Verzehr der Komponenten zu ermöglichen.

Fazit: Der Isländer scheint sein Schokoriegelerfinderpatent wohl im Lotto gewonnen zu haben und ob es sich bei der auf Draumur abgebildeten nur um eine Nasch-Katze namens "Freyja" handeln oder ob diese andeuten soll, daß das Produkt in Wirklichkeit gar nicht für den menschlichen Verzehr beabsichtigt ist, wird wohl des Isländers Geheimnis bleiben.

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